Claudia Bögel-Hoyer

Ist Steinfurt für Sie Heimat?

Ja, Steinfurt ist für mich Heimat. Ich bin hier geboren – im Ortsteil Burgsteinfurt. Meine Familie ist schon seit ca. 300 Jahren da beheimatet. Da kann man sagen – wir sind tatsächlich Ureinwohner hier im Ort. Warum ist das Heimat? Weil ich meine Wurzeln, meine Familie hier habe. Meine Bekannten, Verwandten und auch viele Erinnerungen natürlich auch an die Kindheit. Ich fühle mich hier wohl. 

Sie haben aber auch einige Zeit in Berlin gelebt …

Ich war eine Zeit lang in Berlin als Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Auch in der Zeit habe ich immer meinen ersten Wohnsitz hier in Steinfurt behalten, weil ich Steinfurt eben mag und weil ich auch den Bezug zu den Menschen hier vor Ort nicht verlieren wollte. 

Welche Bedeutung haben Menschen für Ihr Heimatgefühl?

Sie nehmen einen sehr großen Stellenwert ein. Wenn ich jetzt gezwungen wäre, meine Heimat zu verlassen, Steinfurt zu verlassen und irgendwo anders hinzugehen, dann würde ich mich dort sicherlich wieder beheimatet fühlen, wo ich freundlich aufgenommen werde und wo ich natürlich meine Leute bei mir habe.

 

Ich bin sehr froh, dass wir hier eine sehr offene Kultur leben. Hier in Steinfurt haben wir keine geschlossene, sondern wirklich eine offene Gesellschaft. Das mag vielleicht auch mit den religiösen Dingen, die wir vor Ort haben, zusammenhängen. Wir haben auch eine sehr gute ökumenische Arbeit, die die verschiedenen Kirchen  zusammenführt. Wir haben  zwei lebhafte muslimische Gemeinden und eine neuevangelische und katholische sowie evangelische. Im Grunde genommen versuchen wir  als Stadt, diese Gemeinden  immer mitzunehmen. Wenn irgendwo ne politische Veranstaltung stattfindet, werden die Gemeinden eingeladen, sodass man dann auch integrativ kommunizieren und diskutieren kann.  

Sie betonen, dass Steinfurt attraktiv sei. Sie waren lange in der freien Wirtschaft und sind dann in die Politik gewechselt. Hat sich Ihr Verständnis von Heimat durch den Wechsel geändert?

Ne, eigentlich nicht. Ich bin ja eine absolute Quereinsteigerin. Es hat mir dann auch wahnsinnig viel Freude gemacht, sich zu kümmern, sich einzusetzen und das verstärkt natürlich dann nochmal Heimat, denn man kann ja was für seinen Ort und die Menschen, die hier leben, tun. Das ist das, was mich immer angespornt hat, immer weiterzumachen und die Themen waren auch total interessant. Es gibt nichts interessanteres als Stadtentwicklung. Wie kann man hier ein Klima schaffen, dass die Menschen sich aufgenommen und wohl fühlen? Dass die Menschen Ansprechpartner haben. 

Ich habe eine letzte Frage: Jemand der dunkelhäutig ist, jemand der Muslim ist, kann man sagen, diese Person gehört zu Deutschland?

Ich würd sofort spontan sagen, ich würde es mir sehr wünschen, dass das geht. Und ich hoffe auch, dass es dem ein oder anderen gelingt, der hier lebt. Ich finde es immer sehr schön, eine bunte Gesellschaft zu haben. Das macht das Leben doch aus. Ne bunte Kultur, ne bunte Gesellschaft, ne bunte Religionsmischung. Wenn sich alle verstehen, das ist doch ne traumhafte Vorstellung. 

Es wird uns nie gelingen. Es gibt leider auch einige sehr schlimme Menschen, die sowas immer wieder kaputt machen. Ich würde es mir aber von Herzen wünschen, dass es gelingen würde, dass wir wirklich ohne Vorurteile aufeinander zugehen. Das ist doch sonst völlig blöd. Das fängt in der Kindheit an, dass die Kinder das schon im Elternhaus mitbekommen, wie die Eltern darüber sprechen. Und da muss man sich nämlich in Acht nehmen. Die müssten geschult werden und aufpassen, was sie sagen. Selbst bei einem kleinen Schlenker muss man sofort etwas sagen. 

Vielen Dank für das Gespräch

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