Viktoria Borchert-Ott

Was bedeutet Heimat für dich?

Ich glaube, dass es ein Gefühl ist. Sich irgendwo wohlzufühlen. Ich glaube das wird geprägt in der allerersten Zeit, Erinnerungen an Erlebnisse und vor allem auch an Menschen. Es ist nicht die Örtlichkeit an sich alleine. Das trägt du mit dir, Traditionen z.B. Die kannst du ja auch woanders weiter pflegen. Das kannst du zelebrieren an den Orten, wo du nachher landest und entwickelst dort ein neues Heimatgefühl. 

Wo fühlst du dich heimisch?

Ich klebe nicht an einem Ort. Ich würde nicht sagen, nur Berlin ist meine Heimat. Es ist zwar mein Geburtsort und ich habe die ersten zwanzig Jahre meines Lebens gelebt. Aber es sind vor allem auch dich Menschen dort. Die Menschen dort wieder zu treffen ist wie nach Hause kommen. 

Ich bin erst nach Münster und dann nach Altenberge und bin anfangs – als die Kinder noch klein waren – noch viel hin und her gefahren. Jetzt im Moment ist meine Heimat hier. Mir war als ich hier hergezogen bin klar, dass ich nicht bis zum Ende meines Lebens hier bleiben will. So einen Sehnsuchtsort und Zielort ist oben an der Ostsee in Schleswig Holstein.

Hängt Heimat mehr an Personen oder am Ort?

All die Menschen und die Erlebnisse, die man zusammen hatte, die verbinden einen auch mit dieser Stadt, diesem Ort. Aber am Ende dünnt sich das auch ein bisschen aus. Berlin ist für mich die Wiese im Park, auf der ich mit den Leuten Partys gefeiert habe und nicht z.B. der Fernsehturm. 

Was hat Heimat mit Veränderung zu tun?

Es bleibt nichts so, wie es am Anfang ist. Man benötigt eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Aber das, was einem wichtig ist, kann man ja mitnehmen. Damit meine ich nicht Gegenstände. 

Du stammst ja aus Berlin …

Ich bin ja nicht bloß aus Berlin, ich bin ja aus Ostberlin. Und so sein Heimatland besuchen, das ist ja auch nicht mehr, die DDR ist weg. Was nicht bedeutet, dass ich ihr hinterher trauere. Aber die Dinge, die man mit der Kindheit verbindet, sind halt wirklich weg. Und das ist vielleicht für manche, die aus anderen Ländern kommen, nicht so. Weil man zurückfahren könnte und alles noch so ähnlich aussieht. Das gilt natürlich allen ein wenig so, weil sich alles verändert. 

Das Problem war, dass nur wenige die Menschen aus den alten Bundesländern sich  angeschaut haben, wie es wirklich im Osten aussah.  

Berlin besteht aus verschiedenen Dörfern. Ich kenne mich in Kreuzberg überhaupt nicht aus, mehr in meinem Stadtteil. 

 

Was hat der Mauerfall damals für dich bedeutet?

Erstmal war ich noch eingesperrt im Oktober, weil ich bei Demonstrationen dabei war. An den neunten November erinnere ich mich noch ganz genau. Da bin ich aus dem Dienst gekommen und mir gings nicht so besonders. Am nächsten Morgen habe ich meinen Haushalt gemacht und dabei Radio gehört und dachte: „Was reden die da die ganze Zeit?“ Dann musste ich das erst im Kopf sortieren und mir einen Reisepass holen. Dann bin ich ab ins Reisebüro, eine Karte nach Münster buchen, wo mein damaliger Freund und jetziger Mann lebte.

Welche Bedeutung hat dein Beruf für dich?

Das ist der Beruf, denn ich immer machen wollte und auch immer wieder machen würde. Das Besondere ist, dass ich zu den Leuten nach Hause komme. Ich komme ganz dicht dran. Daraus entsteht eine gewisse Toleranz, weil es so viele unterschiedliche Menschen gibt und so viele unterschiedliche Arten von Zuhause. 

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