Christina Segeler

Wo fühlst du dich heimisch? 

Momentan fühle ich mich hier sehr heimisch. Wir sind vor fünf Jahren nach Nordwalde gezogen. Am Anfang war es für mich noch schwierig, weil ich mich nur zu Hause gefühlt habe, wenn ich bei meinen Eltern war. Dann gab es eine Phase, da habe ich mich nirgendwo zu Hause gefühlt. Und mittlerweile würde ich das als mein Zuhause bezeichnen. Hier sind meine Tiere, hier fühle ich mich wohl. 

Was bedeutet Heimat für dich?

Familie und Freunde. Aber dadurch, dass meine Freunde irgendwann aus meinem Geburtsort weggezogen sind, war das nicht mehr die Heimat, die ich kannte. Ich habe mich zwar heimisch gefühlt, aber letztendlich war es anders.

Heimat ist für mich der Ort, an dem ich mich wohlfühle und ich mir keinerlei Gedanken darüber machen muss, ob ich beispielsweise mit meinem Rollstuhl zurechtkomme oder nicht oder ob man sich Gedanken darüber macht, wer ich bin, was ich kann oder mich irgendwie verurteilt. Es ist für mich ein Ort, wo ich keine Bedenken haben muss, dass mich irgendjemand komisch anguckt.

 Es für mich einfach gut zu wissen, dass ich da, wo ich lebe, gut zurechtkomme und mein Leben selbstständig organisieren kann und nicht auf Hilfe angewiesen bin. Das ist für mich ganz ganz wichtig. Wir haben hier auch so gebaut, dass ich mit dem Rollstuhl klarkomme und für mich sorgen kann. Das ist ein Ort, den ich mir selben schaffen konnte, auf meine eigenen Bedürfnisse hin. Ich habe auch einen kürzeren Arbeitsweg, das bedeutet mehr Zeit für mich. Ich brauche ja auch für alles länger. Das ist einfach entlastend. 

Ich komm aus einem ganz kleinen Dorf, wo viel Natur war. Wir haben in einem Mehrgenerationenhaus auf einem Bauernhof gelebt. Das war für mich einfach toll. Man war froh, dass man alle Lieben um sich hatte. Liebe bedeutet für mich Heimat. Da, wo man sich geborgen fühlt und die Menschen um sich hat, die man liebt. 

Als Kind – als ich noch laufen konnte – war ich grundsätzlich immer draußen auf dem Hof. Ich würde mich in einer Großstadt ohne viel Natur nicht wohlfühlen. Ich brauche unberührte Natur um mich herum. 

 

Würdest du Heimat eher an Räumen festmachen oder an den Menschen, die dort wohnen?

Früher hätte ich definitiv gesagt: Menschen. Heute würde ich sagen, es ist vielleicht ein bisschen mehr die Natur. Das liegt auch daran, dass ich gelernt habe, dass ich alleine klarkomme. Früher habe ich mich noch mehr abhängig gemacht. Obwohl meine Familie mir sehr wichtig. Heimat bei Menschen ist etwas Vergängliches. Die können sterben, können gehen. Freunde sind irgendwann auch nicht mehr so greifbar. Früher war unser Bauernhof auch eine Art Heimat für meine Freunde. Die sind teilweise auch vorbeigekommen, wenn ich gar nicht da war, und haben mit meinem Opa einen Kaffee getrunken. Ich glaube, so etwas fehlt den Jugendlichen heute. Das Leben war nicht so durchgeplant wie heute. 

Kann die Arbeit auch Ersatzheimat sein?

Ich glaube ja, weil man viel Zeit seines Lebens auf der Arbeit verbringt. Das war für mich vor allem der Lehrstuhl, das freundschaftliche Verhältnis zu den Kollegen. Arbeit hat auch was mit Heimat zu tun, wenn man sich gut mit den Kollegen versteht, sich in seinem Team wohlfühlt und wertgeschätzt wird. Natürlich gibt es auch mal Probleme – die gibt es ja zu Hause auch. 

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